Blicke auf Berlin. Abseits des Bekannten.

AbseitsBerlin

Konzept

ABSEITSBERLIN

Kai Kniepkamp I Fotografie

Kuration: Ann Besier I Kuratorin I Berlin

Mit Beginn der Industrialisierung und Architekten wie Le Corbusier und Gropius schreitet die Urbanisierung der Metropolen stetig voran. Wir befinden uns mitten im Millennium der Megastädte. Die Welt wird Stadt.

Kai Kniepkamp spürt in der Reihe ABSEITSBERLIN der Frage nach, inwieweit die Stadt den Menschen beeinflusst und umgekehrt. In seinen Arbeiten dominiert der Mensch vielfach in Form von Abwesenheitsnotizen. Kniepkamp zeigt Stellvertreter des menschlichen Seins – stets gegenwärtig in der Architektur von Hochhausfluten, in markanten Bauwerken, abseits des Mainstreams, auf menschenleeren Autobahnen und Straßen. Kniepkamps atmosphärische Bilder bestechen durch ihre Klarheit und Stille. Vereinzelt sind Menschen zu sehen, stets verloren und geprägt von einer berührenden Einsamkeit. Die Orte Kniepkamps sind besonders, wecken den Abenteurer und Entdecker im Betrachter. Die Szenarien beklemmen zugleich in ihrer auffallenden Präsenz apokalyptischer Endzeitbilder. Wie in einem Zeitsprung thront das Heizkraftwerk Wilmersdorf als ein lebendig atmender Koloss über unbevölkerten Autobahnen. Das Victoriahaus im Botanischen Garten erinnert an einen verzauberten, längst vergessenen Raum. Momentaufnahmen von Hauseingängen und Häuserfronten tragen die Signatur des Menschen, wie Banner individueller Zeichen der menschlichen Existenz.

Kai Kniepkamp begibt sich seit 2012 auf Spurensuche in Berlin. Historische, geographische, soziologische, kulturelle und ganz individuelle Fundstücke figurieren die Reihe ABSEITSBERLIN. Kongenial zeigt Kniepkamp Facetten von Berlin, welche von mystischen Orten, Fragmenten und zarter Privatheit, ästhetischer und kühler Architektur erzählen. In der Spannung zwischen apokalyptischer Entrücktheit und Eleganz, scheinen sich die Arbeiten Kniepkamps jeglicher Realität zu entziehen. Gleichzeitig reflektieren sie die Spuren eines gesellschaftlichen Wandels, der zwar vorhersehbar, aber in seinen Auswirkungen nicht kalkulierbar ist. Kniekamp scheint hier wie ein feinsinniger Spurenleser, der die letzten Schätze der Menschheit dokumentarisch in Bildern festhält.

 Text ©Ann Besier 2014